Saint-Gall, Paris
Paris – pour toujours mon amour
30.06.2022
Ich kann mein Glück gar nicht beschreiben. Wenn ich es versuchen muss, dann vielleicht am besten so: Mein Körper wird von innen gewärmt und diese Wärme fliesst durch mein Herz und lässt ein unendliches Glücksgefühl entstehen. Und dann stehe ich da und bin einfach dankbar für diese Zeit in Paris. Ich wollte diese Stadt, die ich schon so oft für einige Tage mit Nicole besuchte, besser kennen lernen, besser begreifen. Die Geschichte dieser Stadt, die prägende Architektur von Haussmann, die grossen Pärke und die vielen Squares. Die breiten Boulevards mit den langen Alleen und die schmalen verwinkelten Gassen. Die Seine und den Canal-St-Martin. Die grossartigen und weltberühmten Bauwerke. Die unendlich vielen Museen und Galerien. Und als «Foodie» auch das kulinarische Paris mit seinen Cafés, Bistros und Restaurants. Einfach leben wie ein Einwohner dieser Stadt. Natürlich im Wissen, dass ich drei Monate lang sämtliche Freiheiten für meine «Taten» hatte. Mein Paris war eine Feier des Lebens. Ich bin bei diesem Fest wunderbaren Menschen begegnet. Ich habe viele hervorragende und inspirierende Ausstellungen besucht. Ich habe mein Paris intensiver kennengelernt. Und ich habe von cool bis himmlisch getrunken und gegessen. Und ich habe sehr angenehm in einem grosszügigen Haussmann-Apartment wohnen dürfen. Merci Paris, je t'embrasse et je ne t'oublierai jamais.
Zum Abschluss einige fotografische Impressionen aus meinen 12 Wochen Paris. Unendlich viel wunderbare Bilder der Erinnerungen bleiben in meinem Gedächtnis.
Essen wie Gott – à Paris
24.06.2022
Was in meinem Paris-Blog natürlich nicht fehlen darf, ist ein Beitrag übers Essen und Trinken. Da Nicole und ich die Stadt in den letzten Jahren schon oft besucht haben, kannte ich bereits viele wunderbare Restaurants. Auch habe ich auf Google Maps eine Liste mit all den Lokalen angelegt, die ich gerne besuchen möchte. Nun, auch nach elf Wochen, in denen ich das kulinarische Paris jeden Tag aufs Neue geniesse, ist diese Liste nicht kleiner worden. Im Gegenteil, ständig kommen neue Tipps dazu. Ob Stil, Karte oder Location: Ich habe in so unterschiedlichen Restaurants gegessen und getrunken und kann nur schwärmen über das gastronomische Angebot dieser Stadt. Paris ist für Foodlovers ein himmlischer Ort und macht dem Bonmot vom "Essen wie Gott im Frankreich" alle Ehre. À propos Himmel: Dass die Parisiennes und Parisiens in dieser Jahreszeit gerne draussen auf den Terrassen und Trottoirs essen, macht den Genuss noch grösser. Das lebendige Treiben auf der Strasse findet seine Fortsetzung unter freiem Himmel in den unzähligen Bistros, Brasseries, Caves à Vins und Restaurants. Ich freue mich schon auf heute Abend.
Ton thème, ton poème
17.06.2022
Mathieu Rodrigues sitzt – modisch und sehr gepflegt gekleidet – in Denkerpose auf seinem Stuhl in der Mitte der Pont des Arts. Vor ihm steht ein mit einem Tuch verkleidetes Tischchen und darauf eine alte bordeauxrote Schreibmaschine. Der Mann hat Stil und sieht dazu noch attraktiv aus. Er ist ein Poet und schreibt – vor allem für Kundinnen – umgeben von der schönsten Stadt der Welt seine Reime. Man gibt ihm dazu zwei bis drei Stichworte und schon kommt er in die besagte Pose des bekannten bronzenen Denkers von Rodin. Sein Gesicht wird nun etwa 10 Minuten lang, in denen er das persönliche Gedicht ausarbeitet, von seinem Hut verdeckt. Wenn er fertig ist, trägt er das Geschriebene in einer warmen und poetischen Stimme vor (hier stimmt einfach alles). Bezahlt wird am Schluss und zwar soviel man möchte.
Hier mein Gedicht von Mathieu Rodrigues, geschrieben am 1. Juni 2022, Pont des Arts, Paris:
Pour Othmar
Certains ont le rêve américain
d'autre ont le rêve parisien
et si l'amérique est immense
Paris est une fête
Hemingway a traversé l'Atlantique
pour se promener, manger, dormir
en quête d'inspiration
pour s'ennivrer, rencontrer, jouir
et écouter le son
de la Seine qui coule
soul les ponts
réaliser un rêve
on amène un autre
l'essentiel est de garder
cette précieuse faculté
de l'imagination
C'est qui, le Père Lachaise?
14.06.2022
Mit seinen 44 Hektar ist der Cimetière du Père Lachaise der grösste und bekannteste Pariser Friedhof. Unter den über 70000 Gräber finden sich auch viele berühmte Namen wie etwa Honoré de Balzac, Fréderic Chopin, Jim Morrison, Edith Piaf, Oscar Wilde, Marcel Proust, Max Ernst, Eugène Delacroix, Maria Callas und Gilbert Bécaud. Weniger bekannt ist dagegen der Namensgeber des Friedhofs. Im 17. Jahrhundert erwarben die Jesuiten dort ein altes Gut mit benachbarten Liegenschaften. Sie errichteten ein Altersheim, in das sich der damals wohl erlauchteste Jesuit zurückzog: Père de La Chaise, Beichtvater von Ludwig XIV. Unter Napoleon wurde die Anlage 1803 aufgekauft, um sie in einen Friedhof umzuwandeln. Diese Ruhestätte wurde bei den Pariser*innen so beliebt, dass sie noch im 19. Jahrhundert sechsmal erweitert werden musste.
Ich bin berührt von der Schönheit und vom Zauber dieser Stätte. Ein wahrhaft fantastisches Labyrinth mit seinen alten Bäumen, den geformten Wegen und Seitenalleen. Besonders tief bewegt haben mich die noch jungen Grabstätten der Opfer der Attentate auf Charlie Hebdo und Bataclan. Beim Verlassen des Friedhofs habe ich mich beim Türwächter dafür bedankt, dass er die Besucher*innen beim Ausgang mit seiner grossen Handglocke «segnet» für die Rückkehr in die Welt der Lebendigen. Darauf erklärte er mir, dass das Läuten der Glocke dazu da ist, dass man den Friedhof jetzt verlassen muss. Es war schon 18:00 Uhr – und ich habe ganze sechs Stunden an diesem Ort der Ruhe verbracht. Einfach wunderbar.
Et chaque jour, la Tour Eiffel salue
8. Juni 2022
Der Titel meines nächsten Beitrags ist aus dem Filmtitel «Und täglich grüsst das Murmeltier» abgeleitet. Bei meinen oft stundenlangen Streifzügen durch die Quartiere und Strassen von Paris begegne ich diesem 324 Meter hohen Wahrzeichen immer wieder einmal. Die Eisenkonstruktion wurde eigentlich errichtet zur Weltausstellung 1889, sollte an den 100. Jahrestag der Französischen Revolution erinnern und danach wieder abgebaut werden. Seitdem haben rund 280 Millionen Menschen das Bauwerk besichtigt und machen es zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit der Welt. Und diese bleibende Faszination löst «la Tour Eiffel» auch bei mir aus. Immer wenn ich dem Turm auf meinen Spaziergängen – oft zufällig – begegne, muss ich dieses Bild mit der Kamera einfach festhalten.
Es gibt mehrere Orte, die eine atemberaubende Sicht auf den Eiffelturm bieten. Ideal dafür ist zum Beispiel eine Fahrt entlang der Seine in einem Bateau Mouche. Oder das Restaurant «Ciel de Paris» im 56. Stock des Tour Montparnasse. Parisbesucher*innen, welche nur für ein Wochenende die Stadt besuchen, wählen dafür oft den Place du Trocadéro. Hier kommt man am einfachsten hin, ist aber dafür immer umgeben von Unmengen an Bustouristen. Besser und aus meiner Sicht am eindrücklichsten begegnet man dem Wahrzeichen beim Parc du Champ de Mars, auf der Höhe Place Jacques Rueff. Die ideale Zeit dafür ist am Abend nach 22:00 Uhr. Die Besucher*innen sind schon weniger zahlreich und man kommt in den Genuss der spektakulären Lightshow zu jeder vollen Stunde. In der Bildergalerie sind einige meiner Begegnungen mit der eisernen Dame festgehalten.
Avec Chiara à mon préféré
2. Juni 2022
Letzten Freitagabend hatte ich ein sehr schönes Wiedersehen mit Chiara. Für alle, die Chiara nicht kennen: Chiara arbeitete mehrere Jahre bei Festland in der Beratung und Projektleitung. Sie ist ein Sonnenschein und ich – aber auch alle bei Festland und auf Kundenseite – haben sehr gerne mit Chiara zusammengearbeitet. Da auch Chiara oft in der «Stadt der Liebe» ist, haben wir uns bei meinem Lieblingsrestaurant «Le Dénicheur» – mehr eine cave à vin denn ein Restaurant – verabredet. Und weil in diesem Text schon oft das Wort Liebe gebraucht wurde, darf natürlich David nicht unerwähnt bleiben. Er ist der Grund für die vielen Paris-Besuche von Chiara. Und ich kann jetzt sagen, sie sind ein wunderbares Liebes-Paar.
Hier also Chiara, David und ich. Und das Essen. Ein Must-Go in Paris: Ein Besuch beim Dénicheur am Sonntagabend. Da bestuhlt er mit seinen Tischen die halbe Rue Tiquetonne. Und wenn dann noch die Sonne scheint? Voilà.
Soutenez l'Ukraine
23. Mai 2022
Heute kommt mein Beitrag aus dem 10. Arrondissement. Aus einem Viertel unterhalb dem Gare de l'Est. Hier ist Paris sehr lebhaft und weit weg von aufpoliert. Dafür aber mit guten Läden, Restaurants, Cafés und Bars ausgestattet. Hier trifft man auf ein vorwiegend jüngeres, multikulturelles Publikum, welches das schräge und laute Nachtleben liebt. Beim Entdecken all dieser bunt gemischten sowie spannenden Ecken und Strassen ist mir in der «Passage des Petites Ecuries» eine beeindruckende künstlerische Arbeit aufgefallen. Diese enge Passage ist auf einer Seite mit einer Plakatreihe zugeklebt. Alle Poster wurden von den ukrainischen Illustrator*innen des Pictoric-Kollektivs gestaltet. Sie benutzen diese Form der Kunst als eine Waffe, in der sich ihre Ängste, Gefühle und Schmerzen widerspiegeln. Jedes Poster ist ein Statement, das von Millionen von Ukrainer*innen unterstützt wird. Hier musste ich innehalten und verweilen. Meine Gedanken und Empfindungen gehören den unendlich vielen Opfern auf beiden Seiten dieses Krieges, für den es nicht eine Begründung geben darf. Ich überlasse euch den starken Illustrationen und Inhalten in der folgenden Bildergalerie. Die Auseinandersetzung damit beendet diesen Krieg zwar nicht, bleibt aber dadurch im Bewusstsein von uns.
Centquatre#104 – un lieu infini d'art, de culture et d'innovation
13. Mai 2022
Auf meinen endlosen «Wanderungen» durch die Pariser Quartiere bin ich im 19. Arrondissement auf das aktuelle Kultur-Highlight «Le Centquatre» gestossen. Dessen frühere Funktion als Depot des zentralen Pariser Beerdigungsdienstes passte recht gut zum Charakter der ehemals unschönen Industriegegend. 1874 entstand im Stil der damaligen Industriearchitektur aus Backstein, Eisen und Glas ein grosser Leichenwagen-Bahnhof mit Platz für 80 Kutschen und Ställen für 300 Pferde. Bis zu 1400 Menschen arbeiteten hier. Die Privatisierung dieser Dienstleistung führte 1997 zur Schliessung der Einrichtung. Seit 2008 ist das «Centquatre» – benannt nach der Hausnummer 104 – ein Ort für künstlerische Aktivitäten jeder Art. Von Hip-Hop über Kunstevents bis zu Theateraufführungen und Konzerten. Am Eindrücklichsten für mich ist, dass jede und jeder die bahnhofshallenartigen Räume frei und kostenlos bespielen darf. Sei es zum Tanzen, Jonglieren, Theaterproben, Filmen, Malen oder ganz einfach zum Pizzaessen. So einen unendlichen und freien Ort der Kunst, Kultur und Innovation habe ich noch nirgends angetroffen. Ich bin von meinem Besuch überwältigt. Zum Angebot gehören verschiedene Foodtrucks, eine wunderbar sortierte Buchhandlung und das loftartige Restaurant Grand Central. Mein Must-Go für den nächsten Parisbesuch.
Paris en 2 heures dans une Citroën 2CV
5. Mai 2022
Nicht alle haben die Möglichkeit, für das Entdecken von Paris ganze drei Monate Zeit zu haben. Eine überraschende Alternative dazu habe ich letzte Woche bei meiner gemütlichen Tour durch das Quartier Latin am linken Seine-Ufer beobachtet. Hier sind mir zwei junge Damen beim Sightseeing-Sprint mit einem blauen Citroën 2CV rund um den Place du Panthéon aufgefallen. Zuerst ist mir der blaue Retro-Deux chevaux an der Ecke Rue Soufflot/Rue St-Jacques ins Auge gestochen. Aus dem Fahrzeug sind gleichzeitig drei Personen herausgesprungen: der Fahrer und die beiden Touristinnen. Die Frauen haben sich vor dem Citroën 2CV in Pose geworfen. Der junge, attraktive Fahrer wurde zum Handy-Fotografen. Das fertige Bild muss in etwa so ausgesehen haben: im Vordergrund die zwei hübschen Frauen mit dem klassischen 2CV und im Hintergrund das noch geschichtsträchtigere Panthéon. Es gab auch noch Bilder mit nur Auto und Panthéon und mit Fahrer, Auto und Panthéon und auch noch mit nur Panthéon. Das ganze Prozedere dauerte wohl knapp zwei Minuten. Dann wieder rein in das kleine Gefährt und weiter gings. Da gibt es ja noch den Eiffelturm, die Opéra, die Champs-Elysées, Notre-Dame, Montmartre et, et, et.
Aber was, wenn der Motor einfach nicht mehr anspringen will? Vielleicht ist das ja auch ein eingespielter Akt der romantischen Retro-Tour. Dank der Hilfe aller Beteiligten konnte das Auto wieder in Fahrt gebracht werden. Bon voyage et bonne continuation à Paris. Gleich eine Strasse weiter in der Rue des Fossés Saint Jacques die nächste und letzte Begegnung mit diesen Dreien. Der 2CV hält vor einem fotogenen Pariser Bistro. Eine der beiden stürmt zu einem Tischchen, posiert auf einem Stuhl, die andere fotografiert. Bild ist Instagramable. Ich für mich habe mir dann im Bistro in aller Ruhe einen Café gegönnt und die Bilder dieser Aktion mit einem Schmunzeln angeschaut.
«Paris gehört mir.»
26. April 2022
Diese Aussage ist von Hemingway, der zwischen 1921 und 1926 in Paris gelebt hat. In seinem Buch «Paris, ein Fest fürs Leben» beschreibt er das Paris der Zwanzigerjahre lust- und eindrucksvoll. Für Paris-Liebhaber*innen sehr lesenswert. Für mich ist ein wunderbares Gefühl, wenn ich mit der Arbeit fertig bin, durch Paris zu streifen. Paris gehört dann mir. Heute Batignolles im Nordwesten von Paris, Luigi Kröner (mon eintraîneur de boxe) und das Restaurant Gare au Gorille.
Sollte bald ein Parisbesuch anstehen, kann ich Batignolles im 17. Arrondissement empfehlen. Raus aus der hektischen Stadt. Das dörfliche Ambiente, in dessen Mitte die Kirche Ste-Marie des Batignolles steht, wird durch zahlreiche Strassen mit trendigen Restaurants und Läden ergänzt. Besonders lohnenswert sind die Rue Legendre, die Rue des Dames und die Rue de Lévis. Und dann gibt es zwei wunderbare Parkanlagen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Square des Batignolles ist ein klassischer Stadtpark mit vielen Holzbänken, einem Ententeich und vier riesigen Platanen. Ein Ort für die Seele. Am Zaun, der die Parkanlage umschliesst, kann man zudem die Fotoarbeit eines lokalen Künstlers geniessen. Diagonal gegenüber liegt der Parc Clichy-Batignolles - Martin Luther King mit riesigen Grünanlagen, Spielplätzen, Skate-Parks und Joggingwegen. Hier ist das Bild urban: Der Park gibt den Blick frei zu architektonisch imposanten Wohn- und Büroblocks.
Durch meinen Sohn Levin habe ich den Kontakt zu einem französischen Boxtrainer erhalten. Wöchentlich habe ich bei Luigi zuhause – in Batignolles – ein intensives und lehrreiches Boxtraining. Er legt grossen Wert auf die Beinarbeit und die Technik, was von mir wiederum viel Koordinatives verlangt. Luigi ist Privattrainer und Schauspieler und sieht auch noch gut aus, wie man auf seinem Instagramprofil (@luigikroner) gut erkennen kann.
Nach diesem abwechslungsreichen Tag bin ich im Restaurant Gare au Gorille auch noch kulinarisch verwöhnt worden: mit Prosciuttino zur Vorspeise, einem geräucherten Lachs auf Kohlraben-Tzatziki, mit frittierten Brokkoli und Zucchetti. Zum Hauptgang folgte ein himmlisches Risotto mit Taleggio-Käse, Radicchio, Haselnuss und Pflaume. Nicht zu vergessen das wunderbare dunkle Brot und der feine Pinot. Wie anfangs gesagt: Paris gehört mir.
L'art à la gare qui m'a touché
11. April 2022
Meine allererste Aufnahme bei meiner Ankunft in Paris vor einer Woche zeigt ein Grossplakat beim Eingang zum Gare du Nord. Ich hatte noch den Koffer, die Reisetasche und den Rucksack bei mir. Und trotzdem musste ich an Ort und Stelle – umgeben von einer emsigen Menschenmenge – meine Kamera hervorholen und dieses Bild machen. Angesprochen haben mich die beiden starken Porträts und natürlich die mir gängige Bezeichnung PANTONE. Eine Woche später – ich gehe täglich am Gare du Nord vorbei (er liegt in der unmittelbaren Nähe meiner Pariser Wohnung) – haben die beiden Gesichter noch nichts an ihrer Anziehungskraft auf mich verloren. In meinem zweiten Saint-Gall, Paris-Beitrag möchte ich euch die Geschichte dahinter erzählen.
Es handelt sich beim Projekt um eine fotografische Arbeit der brasilianischen Künstlerin Angélica Dass, die im Innern des Bahnhofsgebäudes mit Hunderten weiterer Porträts alle Reisenden und mich zu einer Reflexion über die Hautfarbe anhält. Die Arbeit versucht die «wahren» Farben der Menschheit zu dokumentieren, anstatt sich an die falschen Etiketten «weiss», «rot», «schwarz» und «gelb» zu halten, die mit der Rasse in Verbindung gebracht werden. Die Hintergrundfarbe jedes Porträts wurde von der Nasenspitze des oder der Porträtierten entnommen und auf die Pantone-Farbpalette abgestimmt, die in ihrer Neutralität die mit der Rassenfrage verbundenen Stereotypen in Frage stellt. Das Projekt zeigt, was den Menschen ausmacht: seine Einzigartigkeit und damit seine Vielfalt. Die Hautfarbe ist keine Identitätskarte. Es muss jedem klar sein, dass eine Person nicht diskriminiert werden darf, nur weil sie eine andere Hautfarbe hat.
Diese Arbeit am Ort des Ankommens und Verreisens hat mich sehr berührt und angehalten, stehen zu bleiben.
Weitere Links zum Thema
- Projekt und Künstlerin: angelicadass.com/photography/humanae/
- Brand-Dokumentation Pantone: magazine-b.com/en/pantone/
- Concept Store «Bonjour Jacob»: bonjourjacob.com
Petit-déjeuner du dimanche «chez moi seul»
04. April 2022
Meine Frau Nicole und ich haben unser Sonntagmorgen-Ritual: Sport, Frühstücken, NZZ lesen. Also, mit Sport habe ich auch angefangen. Das kann ich ja alleine. Beim Frühstück musste ich mich auf eine neue Situation einstellen. Anstelle von Nicole sass mir George Clooney gegenüber. Er war ungewöhnlich wortkarg. Er servierte mir auch keinen Nespresso-Kaffee (dafür gab es einen richtigen Kolbenkaffee). Mein sprechendes, oder besser gesagt singendes und knisterndes Gegenüber war aus Vinyl und drehte sich auf einem alten Vintage-Tisch-Plattenspieler. Am ersten Sonntag in Paris habe ich mir das Album Lumière Noire von Louise Verneuil zu baguette, fromage de chèvre, oeuf à la coque, muesli angehört. Nicole und ich kennen Louise aus dem Showroom von Isabel Marant. Sie verkörpert die typische Pariserin. Und ihre Musik und Lieder genauso. Gerne möchte ich allen diesen Geheimtipp näherbringen. Wie man hört: Mit den richtigen Zutaten kann man sich so ein perfektes französisches petit-déjeuner zubereiten. Auch wenn ich Nicole immer am allerliebsten bei mir habe. Nicole, tu me manques.