Dorfkultur oder Global Village, Lucia Burtscher?
Lucia, wir führen dieses Gespräch im Gasthaus Krone Trogen. Was bedeutet dir dieser Ort?
Mittlerweile sehr viel. Das Haus ist mir ans Herz gewachsen. Es klingt vielleicht seltsam, aber man spürt die Historie und die gute Seele in diesem Haus. Deshalb helfe ich mit Leidenschaft im Krone Trogen Verein. Es ist definitiv wert, diesen besonderen Ort zu erhalten und zu beleben. Wir betreiben ein Bistro, einen Veranstaltungssaal, zwei Sitzungszimmer und fünf Hotelzimmer.
Beruflich bist du als Unternehmerin in der digitalen Welt zu Hause. Ist das Gasthaus ein Kontrastprogramm dazu oder gibt es Talente, die du hier wie dort nutzen kannst?
Es ist beides in einem. Einerseits der totale Kontrast, weil man in Echtzeit die Auswirkung des eigenen Handelns beobachten kann. Andererseits kann ich hier sehr viele meiner Talente einsetzen. Ich erkenne aber auch klar meine Schwächen, wahrscheinlich härter als in der anonymen digitalen Welt.
Du arbeitest ja in eurem Klima-Startup 42hacks.com. Welche Parallelen gibt es zu deinem freiwilligen Engagement in der Krone?
Ich denke, es ist die Sinnhaftigkeit, die mir Motivation gibt. Mit 42hacks beschleunigen wir den Weg in eine klimaneutrale Welt. Und mit 31DAYS motivieren wir Autofahrer*innen, das Auto für 31 Tage mit einem GA, Mobility-Abo und E-Bike zu tauschen. Gerade an diesem Projekt kan ich die Sinnhaftigkeit gut aufzeigen: Die Grundidee ist super und mit meinem Startup-Rucksack und Marketing-Background kann ich helfen, sie zu skalieren. Das Beste daran ist aber, dass wir damit viel CO2 sparen und Städte lebenswerter machen können. Und genau so ist es mit der Krone. Zu sehen, wie die Krone Menschen zusammenbringt, Momente erschafft, die in Erinnerung bleiben, und Lebenserinnerungen wach werden lässt, motiviert mich, Zeit und Engagement zu investieren. Je älter ich werde, desto fester glaube ich an die intrinsische Motivation und den Sinn.
Seit ein paar Monaten bist du auch Verwaltungsrätin bei Festland. Was hat dich zu diesem Engagement motiviert?
Festland ist seit jeher ein fester Bestandteil der Ostschweizer Kreativbranche. Für mich stand die Agentur immer für höchsten Designanspruch und digitalen Pioniergeist. Diese Kombination habe ich von aussen, als ich noch in anderen Agenturen tätig war, immer schon wahrgenommen und bewundert. Interessant ist jetzt die neue Phase, in der sich Festland dank dem Generationenwechsel befindet. Im Unternehmen stecken drei Jahrzehnte Erfahrung, aber auch der klare Wille zur Innovation. Und für frischen Wind bin ich immer zu haben. Deshalb musste ich nicht lange überlegen. Als Verwaltungsrätin und Sparringpartnerin von Bene, Marco und Michi habe ich die Chance, den idealen Mix von Herkunft und Zukunft mitzugestalten.
Unsere Branche ist für dich kein Neuland. Vor dem Schritt in die Selbständigkeit warst du Beraterin in führenden Kommunikationsagenturen im In- und Ausland. Wo siehst du die grössten Challenges für die Agenturwelt?
Neben der schnellen Technologieveränderung, immer besser aufgestellten Kunden und kleineren Budgets, ist es sicher die Sinnsuche der kommenden Generationen, die auch vor der Arbeitswelt nicht Halt macht. Das hat Einfluss auf die zunehmend kritischere Auswahl des Arbeitgebers punkto Werte, soziales Engagement, Inklusion etc., aber auch den Anspruch an den Job selbst. Dieser soll herausfordernd, aber flexibel sein, oft in Teilzeit und trotzdem mit Verantwortung. Und seit jeher gilt: Eine Agentur ist nur so gut wie die Menschen dahinter.
Wie beurteilst du die Positionierung der Marke «Festland»? Sind wir gut aufgestellt für den Wandel in unserer Branche?
Ja – aber von nichts kommt nichts. Denn eines habe ich durch meine Startup-Tätigkeit gelernt: Prognosen und schöne Wort gelten nichts, nur Fakten, Leads und Zahlen zählen. Die starke Basis ist vorhanden: Festland ist eine bekannte Marke mit Historie, sehr guten Leuten und hat mit Brand Flow ein neues Produkt, das schnelle Ergebnisse in der digitalen Markenführung ermöglicht. Dieses Potenzial muss die Agentur erschliessen, aber sich gleichzeitig auch mit dem Zeitgeist weiterentwickeln. Es gibt viel zu tun und wir alle sind gefordert, über uns herauszuwachsen. Aber deshalb machen wir es doch. Sonst wäre es ja langweilig.
Zum Schluss noch ein paar Fragen, bei denen du dich spontan entscheiden musst:
Trogen oder London?
Trogen
Bodensee oder Alpstein?
Alpstein
Hafermilch oder Kuhmilch?
Hafermilch
Camping oder All Inclusive Ferien?
Camping
Instagram oder TikTok?
Instagram
Taylor Swift oder Elon Musk?
Haha, Joker!
Festland oder Insel?
Keine Frage, natürlich Festland!
Guter Entscheid – vielen Dank für das Gespräch, Lucia.
Auf einen Klick
Das Kurzportrait zu unserer Verwaltungsrätin findest du im Team-Bereich unserer Website.